Maria Böhmer anlässlich der 40. UNESCO-Welterbekonferenz

Anlässlich der 40. UNESCO-Welterbekonferenz, die derzeit in Istanbul stattfindet, erklärt Prof. Dr. Maria Böhmer MdB, Staatsministerin im Auswärtigen Amt und Sonderbeauftragte des Auswärtigen Amts für UNESCO-Welterbe, UNESCO-Kulturkonventionen und UNESCO-Bildungs- und Wissenschaftsprogramme:

Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) ist heute wichtiger denn je. Kultur stiftet Identität und erhält Menschen in ihrem Menschsein.

Kulturelles Erbe ist das Fundament für Frieden und Sicherheit. Bildung, Wissenschaft und Kultur machen gesellschaftspolitische Debatten und damit das Leben von Humanität erst möglich.

Angesichts der zahlreichen Krisen und Konflikte in der Welt ist die Weltgemeinschaft aufgerufen, die 40. UNESCO-Welterbekonferenz dazu zu nutzen, den Schutz von Natur- und Kulturerbestätten von außergewöhnlichem universellem Wert über staatliche und kulturelle Grenzen hinweg zu stärken und die Expertise der 195 Mitgliedstaten dieser wichtigen Sonderorganisation der Vereinten Nationen noch besser zu bündeln.

Denn sie sind Teil des gemeinsamen Menschheitserbes. Ich bin überzeugt, dass die Würdigung und Pflege des Natur- und Kulturerbes Voraussetzung ist für Weltoffenheit, die Achtung von kultureller Vielfalt und das Verstehen und Anerkennen anderer Kulturen.

Wer seine Zukunft gestalten will, muss sich seiner Herkunft bewusst sein - dies gilt weltweit und insbesondere in Krisen und Konflikten. Der Fokus der diesjährigen UNESCO- Welterbekonferenz richtet sich auf die „Rote Liste des gefährdeten Erbes“, insbesondere die sechs Welterbestätten in Syrien.

Aus Sorge um das Leid der Menschen in Syrien gilt es, die Empfehlungen umzusetzen, die Anfang Juni auf der Berliner Expertenkonferenz zum Erhalt des Kulturerbes in Syrien beraten wurden, zu der ich zusammen mit der UNESCO-Generaldirektorin Bokova eingeladen hatte.

Auf der Konferenz wurden neben Nothilfemaßnahmen für das reiche syrische Kulturerbe auch Grundlagen einer Nachkriegsordnung im kulturellen Bereich beraten. Die durch das Welterbe wesentlich geprägte Identität der Syrer wird für die Einheit des Landes entscheidend sein. Die Weltgemeinschaft ist aufgerufen, die Menschen in Syrien dabei zu unterstützen, ihre kulturelle Heimat zurückzugewinnen.

Deutschland wird über das vom Deutschen Archäologischen Institut koordinierte Archeological Heritage Network, dem 20 deutsche Institutionen, darunter Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Museen, Stiftungen und Vereine angehören, künftig noch enger mit der UNESCO zusammenarbeiten und Expertise unter anderem zur Bekämpfung des illegalen Handels mit Kulturgütern zur Verfügung stellen.

Ich hoffe, dass wir Ende der Woche die 41. deutsche Welterbestätte feiern können. Deutschland beteiligt sich mit zwei vom schweizerisch-französischen Architekten und Stadtplaner Le Corbusier erbauten Häusern in der Stuttgarter Weißenhof-Siedlung an einer internationalen seriellen Nominierung für die Welterbeliste der UNESCO, die anhand von Gebäuden in Argentinien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Indien, Japan und der Schweiz die Entwicklung der „Modernen Bewegung“ weltweit dokumentieren will.

Ich drücke allen, die an der Bewerbung mitgearbeitet haben, die Daumen.

Hintergrund:

Das UNESCO-Welterbekomitee tagt dieses Jahr vom 10. bis 20. Juli unter türkischer Präsidentschaft in Istanbul. Die letzte Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees fand vom 28. Juni bis 8. Juli 2015 in Bonn unter Präsidentschaft von Staatsministerin Böhmer statt.

 

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