Grußwort von Staatsministerin Maria Böhmer zur Eröffnung des Jahrestreffens des "Active Learning Network for Accountability and Performance in Humanitarian Action" (ALNAP)

3. März 2015, Weltsaal des Auswärtigen Amts

--es gilt das gesprochene Wort--


Sehr geehrter Herr Mitchell,
sehr geehrte Vertreter internationaler Organisationen und humanitärer Hilfsorganisationen aus dem In- und Ausland,
sehr geehrte Mitglieder des Netzwerks für aktiven Austauch über Verantwortung und Leistung in der humanitären Hilfe, ALNAP,
sehr geehrte Damen und Herren!


Ich begrüße Sie herzlich im Weltsaal des Auswärtigen Amtes zum Jahrestreffen des ALNAP-Netzwerks.


Die Anzahl und Intensität der politischen Konflikte und humanitären Krisen nimmt weltweit zu.

Ukraine-Krise, Gaza-Konflikt, Syrien, Ebola-Epidemie, Irak, der Vormarsch von ISIS – um nur einige zu nennen.

 
Jede Krise ist für die Betroffenen die schlimmste.
Die Herausforderungen werden immer dynamischer, immer komplexer.
Niemand weiß das besser, als Sie, die weltweit in Krisengebieten im Einsatz sind.

Lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, um Ihnen persönlich und auch im Namen der Bundesregierung zu danken.

 
Für Ihren unermüdlichen Einsatz für Menschen in Not. Für Ihre Nächstenliebe. Für Ihre Menschlichkeit.

Was wir derzeit erleben, bringt das internationale humanitäre System an seine Grenzen.
Der jährliche weltweite humanitäre Bedarf hat sich seit 2012 auf rund 17 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelt.

Die für humanitäre Hilfe zur Verfügung stehenden Mittel sind nicht in gleichem Maße mitgewachsen.

Das können sie aber auch gar nicht!

Daher gilt es, das humanitäre System weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu gestalten.

Das Auswärtige Amt ist in diesen Tagen dabei, eine eigenständige Abteilung für Krisenprävention Stabilisierung und Konfliktnachsorge einzurichten.

Damit wollen wir all die Fähigkeiten bündeln, die uns ermöglichen, das ganze Spektrum von Krisen intensiver zu behandeln und nicht nur die akute Konfliktphase.

Ich habe kürzlich mit Vertreterinnen und Vertretern der Vereinten Nationen, des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und von vorschiedenen Nichtregierungsorganisationen über die Lage der Menschen in Irak und notwendige Hilfsmaßnahmen im Jahr 2015 beraten.

Dabei wurde deutlich, dass es nicht nur um kurzfristige Hilfe, sondern um den Aufbau von Strukturen gehen muss, die auch mittelfristig angelegt sind.
Mir liegen Frauen und junge Mädchen, Kinder und Jugendliche, Kranke und Alte, traumatisierte Menschen besonders am Herzen.
 
Sie alle haben unterschiedliche Bedürfnisse, denen wir über unsere humanitäre Hilfe entsprechen müssen. Wir müssen den Flüchtlingen gesundheitliche Grundversorgung, aber auch Bildung ermöglichen.
Damit sie trotz des Konflikts in Würde leben können.
 
Für uns ist es wichtig, dass wir dabei gemeinsam mit Ihnen eine aktive Rolle spielen.

2014 stand Deutschland auf Rang vier des von den VN geführten humanitären Geberrrankings.

Das ist gut und wichtig – aber in der humanitären Hilfe geht es um weit mehr als um die Bereitstellung finanzieller Mittel.
 
Es geht auch darum, das internationale humanitäre System leistugnsstärker zu machen.

Der im Mai 2016 erstmals stattfindende Humanitäre Weltgipfel wird sich mit den zentralen Herausforderungen der humanitären Hilfe, denen die internationale Gemeinschaft gegenübersteht, auseinandersetzen und Lösungsansätze diskutieren.

Neben dem Kernanliegen, die humanitären Prinzipien auch in der weiter wachsenden internationalen humanitären Gemeinschaft zu verankern, werden dabei Fragen von verantwortungsvoller und vorausschauender humanitärer Hilfe, von Qualität, Effizienz und Standards im Mittelpunkt stehen.

Gute Koordinierung und die Zusammenarbeit mit Partnern sind Grundvoraussetzungen dafür, um diesen Anforderungen gerecht werden zu können.

Daher ist das Thema für dieses Jahrestreffen passend gewählt:
Im ALNAP-Netzwerk kommen humanitäre Akteure aus allen Bereichen zusammen – Hilfsorganisationen aus Europa wie aus Afrika und Asien, Geber, VN-Organisationen und Think Tanks.

 
Sie haben in den beiden kommenden Tagen Gelegenheit, best practices und Herausforderungen zu diskutieren und Lösungsansätze zu formulieren.
Die Bundesregierung hat die Initiative von VN-Generalsekrtär Ban ki-Moon zum Humanitären Weltgipfel von Anfang an unterstützt und trägt – unter anderem durch die Ausrichtung von zwei Expertentreffen in Bonn und Berlin – dazu bei, den Gipfelprozess konstruktiv mitzugestalten.

Auch von ALNAP-Treffen hier in Berlin soll ein Signal für den Humanitären Weltgipfel ausgehen, das das internationale humanitäre System weiter stärkt und dazu beiträgt, die Not der Menschen in Krisen und Konflikten zu lindern.
Ich wünsche Ihnen erfolgreiche und engagierte Diskussionen über den besten Weg!

Die Weltgemeinschaft, die Regierungen und die Zivilgesellschaft, stehen in der ethischen und moralischen Pflicht, Opfer humanitärer Katastophen nach ihren besten Kräften zu unterstützen. 

Vielen Dank.

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