Das Heinrich-Pesch-Haus, Katholische Akademie Rhein-Neckar, lud zu einem Gesprächsabend zum Thema Sterben in Würde ein. Gerne bin ich der Einladung gefolgt und habe einen Vortrag gehalten. Mich beschäftigt dieses Thema stets aufs Neue, und ich bin dem Heinrich-Pesch-Haus sehr dankbar, dass es für solch wichtige Diskussionen und Gespräche Raum gibt.

Zunächst referierte der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff zu Palliativmedizin und Spiritual Care. Dabei setzte er sich intensiv mit den ethischen Voraussetzungen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Sterbebegleitung auseinander, um sie scharf vom Tatbestand Tötung auf Verlangen oder von der ärztlichen Beihilfe zum Suizid zu trennen. Besonders eindrücklich empfand ich seine Ausführungen zur oft bemühten Selbstbestimmung – in einer Gesellschaft, in der aktive Sterbehilfe zulässig ist, erhöht sich der Druck auf Sterbende, welcher wiederum Selbstbestimmung und Autonomie einschränkt. Die Behauptung, hier solle der Autonomie und Selbstbestimmung Rechnung getragen werden, ist daher nur eine Schutzbehauptung.

In meinem Vortrag ging es mir vor allem um drei Botschaften: Erstens brauchen wir eine neue Gesprächskultur über Sterben und Tod. Unsere Gesellschaft hat diese zentralen Aspekte des menschlichen Lebens immer mehr an den Rand gedrängt und aus dem Alltag verbannt. Diese Verdrängung führt meines Erachtens unweigerlich zu Angst und Verunsicherung. Beides steht einer guten Sterbebegleitung im Wege. Daher müssen wir Sterben und Tod enttabuisieren. Zweitens glaube ich, dass wir in Deutschland auf einem guten Weg sind. Viele richtige Weichenstellungen haben wir vorgenommen, wenngleich noch eine Menge zu tun ist, um die notwendigen Rahmenbedingungen für menschenwürdige Sterbebegleitung zu schaffen. Drittens war es mir wichtig zu betonen, dass die Sterbebegleitung auch für den Begleitenden – ob Angehöriger, Pflegekraft oder Arzt – eine Hilfe sein kann, denn Sterbende schenken uns einen neuen Blick auf das eigene Leben.

Das anschließende Podium wurde ergänzt durch den Allgemeinmediziner Bernhard Wallacher und dem Leiter des Ludwigshafener Hospizes Elias, Rolf Kieninger. Wir waren uns einig in der Notwendigkeit, palliatives Fachwissen noch mehr bei Ärzten und Pflegekräften zu verankern und die Infrastruktur für Palliativmedizin und Hospize zu verbessern. In der Diskussion mit dem Publikum wurde deutlich, dass es bei der konkreten Umsetzung längst beschlossener Maßnahmen noch Probleme gibt. Dies betrifft insbesondere die abweichende Bewilligungspraxis unterschiedlicher Krankenkassen. Ich habe zugesagt, mich dieses Themas ganz besonders anzunehmen.

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